
Handelt es sich beim Karneval in Deutschland um ein potentielles Ziel für terroristische Anschläge? Islamistische Gruppen, die mit dem Islamischen Staat in Verbindung gebracht werden, haben in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, während des Karnevals Angriffe zu verüben, insbesondere auf zwei Straßen in Köln. Auch Nürnberg und Rotterdam in den Niederlanden wurden als mögliche Ziele identifiziert.
Die Polizeibehörden betrachten dies als Versuch, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten. Dennoch haben sie eine verstärkte Sicherheitspräsenz angekündigt, um die bereits in den letzten Jahren etablierten Sicherheitsmaßnahmen zu intensivieren.
Ein Karneval mit Millionen von Teilnehmern
Die intensivsten Tage des Karnevals beginnen am Donnerstag vor dem Karnevalssonntag, der am 2. März gefeiert wird. Bereits ab dem ersten Tag füllen Hunderttausende, oft kostümierte Menschen, die Straßen, um zu feiern. Der Höhepunkt ist der Rosenmontag, an dem Millionen von Menschen an den Paraden teilnehmen.
Zu den wichtigsten Karnevalshochburgen in Deutschland zählen Köln, Düsseldorf und Mainz. In Köln ist der Rosenmontagszug der größte im Land mit etwa 1,5 Millionen Teilnehmern pro Jahr. Paraden finden auch in vielen anderen Städten und Gemeinden Deutschlands statt, wobei jeweils Tausende von Zuschauern dabei sind.
Spezifische Bedrohungen in den sozialen Netzwerken
Eine der im Internet veröffentlichten Bedrohungen nannte den Alten Markt in Köln als potenzielles Ziel für den 27. Februar, einen der Haupttreffpunkte des Karnevals. Auch das «Green Comm»-Festival am Karnevalssonntag in Köln sowie eine Rosenmontagsfeier in Nürnberg wurden als mögliche Ziele genannt.
Peter Neumann, Wissenschaftler und Experte für Terrorismus, betont, dass diese Bedrohungen ernst genommen werden müssen, nicht unbedingt weil ein Angriff geplant ist, sondern um eine Botschaft an die Anhänger zu senden. Er erklärt, dass solche Bedrohungen darauf abzielen, Angst zu verbreiten und das öffentliche Leben zu beeinträchtigen.
Weitere Sicherheitsexperten bezeichnen diese Bedrohungen als Teil der üblichen IS-Propaganda und sehen keine Anzeichen für eine Veränderung der Sicherheitslage in den letzten Tagen.
Der operative Leiter des Kölner Karnevals, Martin Lotz, erklärt, dass diese Bedrohungen darauf abzielen, Angst zu schüren, aber dass entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, um dem entgegenzuwirken. Die Polizei in Düsseldorf und Mainz äußerte ähnliche Ansichten.
Angesichts dieser Bedrohung gab die Kölner Polizei bekannt, dass sie nach den Angriffen in München und anderen gewalttätigen Vorfällen in Deutschland mit einem strengen Sicherheitsplan vorbereitet ist. Die Sicherheitslage wird als angespannter als in den Vorjahren angesehen, daher werden alle verfügbaren Kräfte auf den Straßen präsent sein.
Die Absage von Sicherheitsparaden
Am 13. Februar fuhr ein 24-jähriger Afghane sein Auto in eine Menschenmenge in München, tötete eine zweijährige Frau und verletzte Dutzende.
Weiterhin verursachte ein saudischer Arzt, der seit 15 Jahren in Deutschland lebte, im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg einen Angriff, bei dem sechs Menschen starben und Hunderte verletzt wurden.
Nach diesen Ereignissen haben einige deutsche Städte aus Mangel an Ressourcen zur Stärkung der Sicherheit die Karnevalsparaden abgesagt, wie in Marburg und Kemptieren. Experten empfehlen, den Zugang zu Paraden mit großen Barrieren oder Fahrzeugen zu blockieren, um Autoangriffe zu verhindern.
Ein Experte für nicht-romanischen Terrorismus betont die Bedeutung guter Sicherheitspläne seitens der Behörden. Er rät den Teilnehmern zur Vorsicht, aber auch dazu, sich nicht von Angst leiten zu lassen. «Ich würde nicht zögern, an einer Karnevalsparty teilzunehmen», schließt er.
(GG/ERS)